In einer Welt, in der immer wieder über faire Löhne, Arbeitsbedingungen und den Mindestlohn debattiert wird, gibt es eine Gruppe, die seit Jahrzehnten übersehen wird: die Parkbänke. Im Schatten von Tarifverhandlungen und Arbeitnehmerrechten leisten sie unentwegt ihren Dienst. Doch wie sieht das Leben einer Parkbank wirklich aus? Was haben sie zu erzählen, wenn wir ihnen einmal zuhören?
Franklin: Der Alltagskämpfer Franklin ist eine klassische Parkbank im Stadtpark, auf der die unterschiedlichsten Menschen Platz nehmen – von jungen Verliebten bis zu müden Rentnern. Er steht nun seit 20 Jahren an derselben Stelle. „Ich habe Frau und Kinder,“ erzählt er mit einem müden Knarren in der Rückenlehne. „Aber als Bank verdiene ich kaum was. Wir werden vom Mindestlohn einfach ausgenommen. Keiner fragt, wie es uns geht.“
Franklin erzählt von der sogenannten Parkbank-Grundverordnung (PGVO), die für seine Situation verantwortlich ist. „Die PGVO besagt, dass wir keine Sozialleistungen bekommen, weil wir angeblich zur ‚öffentlichen Infrastruktur‘ gehören und sowieso immer draußen stehen müssen. Das ist unsere Pflicht, sagen sie.“ Franklin seufzt und fügt hinzu: „Kein Mindestlohn, keine Krankentage. Wenn mein Holz bricht oder jemand mich mit Graffiti beschmiert, gibt es nur eine grobe Reparatur. Und dann stehe ich wieder da.“
Max: Der Glückspilz auf dem Thyssen-Gelände Franklins Bruder Max hat es, so scheint es, besser getroffen. „Ich stehe drinnen, überdacht!“ erzählt er begeistert. Er arbeitet auf einem Firmengelände und ist vor Regen und Schnee geschützt. „Dort verdiene ich sogar 4 Euro die Stunde. Klar, es ist kein Luxus, aber für uns Bänke ist das schon das Paradies.“ Max wirkt stolz, auch wenn er zugibt, dass die Arbeit auf einem Industriegelände eintönig ist. Er steht meistens leer da, seine einzige Aufgabe besteht darin, die Pausen der Arbeiter bequemer zu machen.
Eine unbemerkte Krise: Die veralteten Bänke Trotz dieser kleinen Vorteile kämpfen viele Parkbänke ums Überleben. Das Alter nagt an ihnen, und die regelmäßige Abnutzung fordert ihren Tribut. Ein Vertreter der „Vereinigung alter Bänke und öffentlicher Sitzgelegenheiten e.V.“ (VABOS) meldet sich zu Wort: „Viele unserer Mitglieder stehen bereits seit Jahrzehnten. Das Holz wird spröde, der Lack blättert ab. Manche haben kaputte Latten oder gebrochene Beine – das ist ein Skandal.“
Die Gesellschaft schenkt dieser Krise kaum Beachtung. „Wir sind nichts weiter als Dekoration, solange wir unsere Arbeit tun,“ kritisiert der Verbandssprecher und hebt anklagend hervor, dass sogar der Anstrich oft erst nach Beschwerden der Bevölkerung erneuert wird.
Luxusleben am Flughafen Doch nicht alle Bänke leiden. Die Edelbänke an Flughäfen und in Luxuseinkaufszentren haben es viel besser. Sie sind gepolstert, klimatisiert und haben rund um die Uhr Reinigungspersonal. „Ich werde jeden Morgen abgestaubt und einmal wöchentlich poliert,“ erzählt eine Bank am Flughafen Steele stolz. „Für mich gelten andere Regeln.“ Die meisten anderen Bänke, vor allem die draußen, können sich solche Bedingungen nur in ihren Träumen vorstellen.
Ein aufstrebendes Phänomen: Die „Urban-Bänke“ In letzter Zeit hat sich ein neues Segment entwickelt: die sogenannten „Urban-Bänke“ in hippen Vierteln. Diese Bänke sind bunt gestrichen, werden oft mit Pflanzen umrandet und sogar von Künstlern gestaltet. Sie dienen nicht nur als Sitzgelegenheit, sondern als Fotokulisse für Social-Media-Beiträge. „Wir verdienen zwar auch nichts, aber immerhin werden wir bewundert,“ sagt eine Bank in einem Stadtviertel voller Street-Art.
Schlusswort: Die unsichtbare Infrastruktur Parkbänke sind stille Zeugen des Lebens, stumme Zuhörer der Sorgen und Freuden der Menschen. Sie arbeiten im Schatten, ohne Lob oder Anerkennung. Diese unsichtbare Infrastruktur ist unverzichtbar, doch solange sie keinen Lohn und keine Rechte haben, bleibt ihre Lebensqualität miserabel.
Wie lange können wir als Gesellschaft diese Ungerechtigkeit noch ignorieren? Müssen Parkbänke wirklich aufbrechen, um uns ihre Bedürfnisse verständlich zu machen? Es wäre vielleicht Zeit für ein neues Gesetz – die Sitzgelegenheiten- und Wohlstandsverordnung (SWV) – das den Bänken endlich Gerechtigkeit widerfahren lässt. Denn wenn wir uns das nächste Mal in einem Park niederlassen, sollten wir uns daran erinnern, dass auch eine Bank ein würdiges Leben verdient.
Naja.